Tipps, um gelassen mit gut gemeinten Ratschlägen umzugehen | mindpunk.de

Tipps, um gelassen mit gut gemeinten Ratschlägen umzugehen

Heute möchte ich eine Lektion mit dir teilen, die ich gelernt habe, seitdem ich einen Hund habe. Nämlich, wie ich gelassen mit gut gemeinten Ratschlägen von Fremden, Bekannten oder sogar Freunden und Familie umgehe.

Alle haben eine Meinung – immer!

Wenn du einen Hund hast, stehst du ziemlich in der Öffentlichkeit. Vor allem, wenn es ein süßer Welpe ist.

Du kannst quasi nicht mit dem Hund vor die Tür, ohne die volle Aufmerksamkeit auf dich zu ziehen.

Das macht größtenteils sogar Spaß, weil man immer eine nette Unterhaltung findet und viele gute Tipps bekommt. Kann aber auch ganz schön nervig sein, wenn mal etwas nicht klappt und es gut gemeinte Ratschläge hagelt.

Direkt neben unserem Hauseingang befindet sich eine, an schönen Tagen, immer voll besetzte Eisdiele. Stell dir vor, dein neuer Kumpel will noch nicht wirklich an der Leine gehen und du musst ihn vor 30 Schaulustigen, Kindern und Hunden ins Haus locken.

Natürlich klappt das nicht, weil viel zu viel los ist.

Und du hörst Sprüche wie:

„Guck dir mal den an“

„Haha, der Kleine hört aber aufs Wort!“

„Oh, da gibt es aber noch einiges zu lernen!“

„Unserer ist ja gleich Beifuß gegangen…“

Das macht dann nicht so viel Spaß, ist aber nichts Ernstes. Solche Sprüche muss man im Leben einfach abkönnen, auch wenn ich mir in solchen Situationen wünschen würde, dass sich einfach jeder um seinen eigenen Kram kümmert.

Fang du am besten gleich damit an und kümmere dich nur um dich selbst, und nicht das, was sie sagen.

Wenn gut gemeinte Ratschläge gefährlich werden

Doof wird es aber, wenn gut gemeinte Ratschläge gefährlich werden. Und das ist die Situation, in der es bei mir wirklich Klick gemacht hat und ich die begriff, auf die Meinung anderer zu verzichten.

Folgendes war passiert: Ich habe meinen, nicht mehr ganz, Welpen zum Gassi getragen und versucht ihn wieder zurück ins Haus zu locken.

Da riet mir jemand, ich müsse auch einfach mal an der Leine ziehen und dem Tier zeigen, wer der Boss ist. Sonst würden es  mit mir machen, was es will.

Ich war skeptisch, aber der Mann hatte Tränen in den Augen, als er mir von seinem verstorbenen Schäferhund erzählte. ER liebte sein Tier, kann er dann so falsch liegen?

Und ich war zu diesem Zeitpunkt auch ein wenig angepisst. Das gebe ich zu. Wieso kann dieses Vieh nicht einfach laufen, wie jeder andere Hund auch?!

Ich sage dir warum: Weil dieses Vieh eine angeborene Behinderung hatte, durch die beide Kniescheiben außerhalb des Knies lagerten.

Stell dir vor, die Kniescheiben haben sogar schon neue Furchen in den Knochen gefräst.

Wenn mein Hund lief, dann nur unter äußerten Schmerzen.

Erst 8 Wochen später, nach einem Ärzte-Marathon, bekamen wir die korrekte Diagnose: Patella Luxation Grad 4 und konnten endlich die nötigen Operationen planen.

Stell dir vor, ich hätte auf den Mann – und die vielen blöden Kommentare – gehört und meinen Hund hinter mir her gezogen?!

Noch so ein „super Ratschlag“

Vielleicht denkst du jetzt „Naja, dass macht man ja aber auch nicht.“ Offensichtlich ein dummer Vorschlag…

Ja klar, das ist ein Ratschlag der bei nüchterner Betrachtung offensichtlich doof ist. Wenn man ihn aber oft genug hört und genervt genug ist,… klingt er vielleicht langsam pausibel.

Es gibt aber auch seeeeehr nett gemeinte Ratschläge, die man gerne annehmen würde, weil sie so nett klingen. Und damit großen Schaden anrichten kann, weil man sich ständig im Wind dreht.

Mir riet zum Beispiel erst vor wenigen Tagen eine Frau, ich solle meinen Hund lieber nett zu mir rufen und nicht ausschimpfen. Das habe sie nämlich so in der Hundeschule gelernt und dann würden sie besser zu einem kommen und das gerade bei mir “klang so böse”.

Das gefährliche hieran war: Ich wollte meinen Hund gar nicht zu mir rufen. Ich habe meinen Hund ausgeschimpft und sogar angestupst, um ihn zurechtzuweisen. Er hat nämlich eine klare Regel in unserer Beziehung gebrochen und ist ohne meine Erlaubnis auf die Straße gerannt.

Mein Hund führt bei mir das beste Hundeleben und darf echt bei allem dabei sein, kriegt ausreichend Bewegung, Spiel, Sozialkontakt und Futter. Aber bei zwei Sachen gibt es eine klare Grenze, bei der der Spaß aufhört:

  • Über die Straße laufen
  • Sachen auf der Straße fressen

Und wenn diese Grenze überschritten wird, ist es vorbei mit Tutzi-Putzi und es gibt eine Schroffe Zurechtweisung. Und ich erwarte, dass mein Hund sich unterwirft. Basta.

Das macht er auch, ohne jetzt sonderlich geschädigt zu werden.

Aber zugegeben, meine Gestik sieht ziemlich böse aus.

Und Frau-Entschuldigen-Sie-Bitte-Darf-Ich-Ihnen-Einen-Rat-Geben dachte wohl, sie hat den fürchterlichsten Hundehalter aller Zeiten vor sich und hat mental schon die Nummer der Tierrettung gewählt.

Ist mir aber egal, denn wenn mein Hund eines Tages überfahren werden sollte, kann ich nicht sagen „aber ich habe ihn ja ganz nett gerufen“.

Die Moral von der Geschicht‘: Ratschläge bekommt man, hört sie aber nicht

Das Problem mit den gut gemeinten Ratschlägen ist, dass die Ratgeber den Kontext oft nicht kennen. Sie sehen uns wenige Sekunden, Minuten oder Stunden unseres Lebens und projizieren etwas von sich, oder einen allgemeingültigen Ratschlag, auf uns.

Und den wollen sie dann, zum Wohle der Menschheit, unbedingt loswerden.

Situationen lassen sich aber nicht immer 1:1 übertragen. Allgemeine Vorschläge und Regeln gelten nicht im Einzelfall.

Gut gemeint, ist eben nicht gut gemacht.

Doof für uns: Oft setzen sich diese schnell und unbedacht geäußerten Ratschläge in uns fest. Mir geht es zumindest so, dass ich diese Geschichten nicht so schnell loswerde, wie ich gerne würde. Irgendwo im Hinterkopf lauert der Rat oder Spruch dann doch.

„Könnte doch was dran sein.“

Und dann wird das Erziehungskonzept des Hundes x-mal umgeschmissen und angepasst, je nachdem wen man gerade trifft.

Ich weiß noch, als wir in der Hundeschule mit einem Futterbeutel arbeiten sollten. Plötzlich hat der Hund beim Gassi alles fressen wollen – was genau das Gegenteil des gewünschten Ergebnisses ist.

Futterbeutel in den Müll geschmissen. Kein Problem mehr.

Wie du mit Ratschlägen umgehst

Der einzige Weg mit Ratschlägen umzugehen, ist auf dich selbst zu vertrauen. Setze dich mit deiner Situation auseinander, analysiere sie nach deinen Möglichkeiten, lies etwas darüber und dann triff deine eigene Entscheidung – und lebe mit ihr.

Und vertraue darauf, dass sie schon die richtige Entscheidung in deiner jeweiligen Situation ist.

Weißt du, keiner deiner „Ratgeber“ muss mit den Konsequenzen leben. Nur du musst das. Also höre ihnen zu und überlege genau, ob das jemand ist, der dir wirklich helfen will oder eigentlich nur seine Meinung loswerden möchte.

Im Zweifel einfach nett lächeln, zustimmen und seinen eigenen Weg weitergehen.

Was war der schlechteste Ratschlag, den du je bekommen hast? Schreib es mir in die Kommentare!

Foto: Max Brown


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